Seit 2020 absolviert die zum Therapiehund ausgebildete Barbethündin Faye (Wookiiebev a new hope lars beru, gewölft 15.3.2018) einen Teil meiner Dienstzeit als Psychologin im Krankenhaus mit mir. Unser Dienstort ist dabei die Palliativstation und das Hospiz eines Grazer Akutkrankenhauses.
Ein Hund im Akutkrankenhaus ist immer mal wieder erstaunte Blicke wert – sowohl bei den Mitarbeitern, als auch bei den PatientInnen. Warum also wird ein Therapiehundeteam im Krankenhaus eingesetzt? PatientInnen, die schwerkrank sind, vielleicht am Ende ihres Lebens stehen, bringt Faye ein Stück Alltag in einen oftmals bereits lange andauernden Krankheitsweg. Der Schwerpunkt der Gesprächsinhalte wechselt durch die Anwesenheit der Therapiehündin von den Themen Krankheit, Ängste und Tod oftmals zur Lebensgeschichte der PatientInnen mit ihren Tieren. Freudige Erinnerungen, lachen über lustige Vorkommnisse mit Hund und co, ebenso die Einbeziehung der Angehörigen in diese ganz besonderen Gespräche. Der Fokus im Therapeutendreieck PatientIn-Hund-Psychologin liegt auf der Befindlichkeitsverbesserung, Angstreduktion und Gesprächsinhalten, die ohne Anwesenheit des Therapiehundes in dieser Form nicht gezeigt werden. Faye ist einfach da-tröstend, akzeptierend, vorurteilsfrei. Eine Erfahrung, die für PatientInnen in diesem Lebensabschnitt nicht automatisch selbstverständlich ist. Faye ist kein Allheilmittel, doch kann durch den gezielten Einsatz eines gut trainierten, sehr freundlichen Therapiebegleithundes auch im Umgang mit schwerkranken und sterbenden Menschen Erstaunliches erreicht werden. In manchen Situationen mag es „nur“ ein entspanntes Lächeln sein, in anderen Situationen wieder lassen sich PatientInnen durch das Kontaktliegen und die ruhige Atmung des Hundes emotional stabilisieren.
Die Begleitung von Kindern, bei denen ein Angehöriger schwer erkrankt ist, sowie Jugendliche und Erwachsene auf einem schweren Stück Weg begleiten zu dürfen ist für uns als Therapiehundeteam eine herausfordernde und zugleich wundervolle Aufgabe. Faye hat immer die Möglichkeit sich zurückzuziehen oder den Raum zu verlassen. Sie muss keine Aufträge erfüllen und doch scheint sie, ihren Job gefunden zu haben. Von klein auf ging sie auf jede Person zu, will gestreichelt werden und fordert ihre Streicheleinheiten auch ein. Am Ende einer Patienteneinheit ist sie merklich müde und als Belohnung für die Arbeit geht es dann auf zu einem ausgiebigen Waldspaziergang.
In der Palliativversorgung von PatientInnen in fortgeschrittenem Erkrankungsstadium steht schwerpunktmäßig der psychologische Aspekt des Therapiehundeeinsatzes im Vordergrund. Ebenso wie die Verbesserung des seelischen Wohlbefindens und die Förderung der Kommunikation in einer das Leben bedrohenden Situation . Manchmal ist das Therapieziel ausschließlich die Verbesserung der Lebensqualität für ein paar Minuten. Die hundgestützte Therapie zielt darauf ab, Menschen in leidvollen Lebenssituationen mit teilweise gravierenden Funktionsverlusten die Möglichkeit zu bieten, in einem geschützten Rahmen, nochmals Wertschätzung und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Nach dem Motto: Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tagen zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
Anzumerken ist auch, dass nicht nur die PatientInnen von der Anwesenheit des Hundes profitieren, Pflegepersonal und Ärzte freuen sich ebenso über die Möglichkeit für kurze Zeit dem herausfordernden Arbeitsalltag zu entkommen. Beispiele für berührende, heitere und ans Herz gehende Geschichten von Faye und ihren PatientInnen könnte ich vielfach bringen, doch ich fürchte, das würde den Rahmen des Artikels sprengen.
Hunde begleiten mich mein ganzes Leben, und ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich diese wunderbare Hunderasse vor vielen Jahren in Frankreich kennenlernen durfte. Mittlerweile haben wir auch einen jungen Barbetrüden, der bereits die Therapiehundeausbildung absolviert.
Was genau ist eigentlich ein Therapiehund und wie läuft eine Therapiehundeausbildung ab? EinTherapiehund ist ein mit seinem Halter für die therapeutische Arbeit ausgebildeter und geprüfter Hund, der durch gezielten Einsatz positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen mit besonderen Bedürfnissen erzielen soll. Der Hund hilft durch seine Anwesenheit und ist Teil des therapeutischen Konzept.
Damit der Hund vom Messerli Institut als Therapiehund anerkannt und zertifiziert wird, müssen Hund und BesitzerIn eine Ausbildung in einer anerkannten Hundeausbildungsstelle absolvieren. Bestehend aus Theorieteil, Praxisteil mit dem Hund und Übungseinsätze in verschiedenen Institutionen, wie Schule, Kindergarten, Seniorenwohnheim, Krankenhaus oä. Weiters benötigt der Hund ein tierärztliches Gesundheitszeugnis. Dann erfolgt eine Prüfung, in der das Hund-Mensch-Team eine gestellte Therapieeinheit zu absolvieren hat. Ausführliche Informationen zur Therapiehundeausbildung finden sie auf der Homepage der Veterinärmedizinischen Universität Wien unter Messerli Forschungsinstitut.
Bei Fragen rund ums Thema Therapiehund können Sie mich jederzeit gerne kontaktieren!
– Von Faye und Mag. Sonja Kriebernegg-Kargl, Psychologin